Stadtteilgruppe Ehrenfeld
Auf Initiative von Brigitta von Bülow und Hanser Brandt von Bülow fand das erste Treffen zur Gründung der Agenda 21-Gruppe im Ehrenfelder Bezirksrathaus statt. Die Interessenvertreter und -vertreterinnen verschiedener Ehrenfelder Gruppen - vom Bürgerverein bis zu den Vertretern der Senioren - waren der Einladung gefolgt.
Als Gastrednerin führte Dorothee Freese kurz in die Arbeit der Agenda 21, des Agenda-Vereins in Köln und der jeweiligen Stadtteilgruppen ein. Danach gingen die Sitzungsteilnehmer und -teilnehmerinnen direkt an die Arbeit, sodass schon in dieser Sitzung erste Arbeitsergebnisse erzielt wurden.
"Lebensraum für jeden" - Die Ehrenfelder Agenda
Die Diskussion der Sitzungsteilnehmer und -teilnehmerinnen zeigte schnell ein spezifisches Ehrenfelder Problem-Profil. Unter der Überschrift "Lebensraum für jeden" fanden sich die Kernbereiche des städtischen Lebens in Ehrenfeld wieder. Dazu gehören unter anderem:
- die Entwicklung der Venloer Straße unter der Perspektive Einkaufen und Verkehr und Ökologie.
- Migration – Zusammenleben unterschiedlichster Menschen im Stadtbezirk
- Sicherheit,
- Zukunft der Arbeit (In einem Stadtteil, der sich mitten in einem Umstrukturierungs-Prozess befindet und mit steigenden Arbeitslosenzahlen und einer hohen Jugendarbeitslosigkeit zu kämpfen hat, spielt dieses Thema eine zentrale Rolle).
- Senioren und Kinder/Jugendliche, die normalerweise kaum eine Lobby finden, wurde in der Ehrenfelder Arbeitsliste ein eigener Schwerpunkt zugedacht.
- Gestaltung städtischen Lebensraumes.
Aus dieser umfangreichen Agenda galt es nun in den nächsten Sitzungen einen ersten Arbeitsschwerpunkt herauszufiltern. Unter dem Aspekt der "Menschenbegegnungsstätte" wurde dasThema Plätze als der Arbeitsschwerpunkt ausgewählt, der viele verschiedene Interessen unterschiedlichster Gruppierungen direkt berührt. Viele Ehrenfelder Plätze sind wenig attraktiv, obwohl sie immer auch das Aushängeschild einer Stadt oder eines Stadtteils darstellen. Gleichzeitig bilden sie zentrale Stätten im öffentlichen Raum und sind damit als Begegnungsräume definiert. Daher beschlossen die Vertreter/innen der verschiedenen Gruppen, ihre Aktivitäten zu bündeln und sich dem Thema Plätze zu widmen, das so viele Menschen in Ehrenfeld betrifft.
Eine unendliche Geschichte - der Neptunplatz
Der weitere Selektionsprozess verdeutlichte, daß der zentrale Platz Ehrenfelds, der Neptunplatz, ein wichtiges Aufgabengebiet für die Gruppe ist. Anfängliche Scheu vor der Größe des Projekts - immerhin finden hier gerade umfangreiche Umbauarbeiten statt - wichen der Erkenntnis, dass hier nur zeitlich befristet Einfluss auf die bauliche Gestaltung und die weitere Entwicklung des Platzes genommen werden kann.
Als die Gruppe in die Planungsphase eintrat, überschlugen sich die Ereignisse: es stellte sich heraus, dass Entscheidungen für die Tiefgaragenanbindung auf Ratsebene bzw. durch die Bauaufsicht getroffen worden waren, die den dezidierten Wünschen und Beschlüssen der Ehrenfelder Bezirksvertretung widersprachen. Die Ehrenfelder Bürger wurden so wieder einmal vor vollendete Tatsachen gestellt. Trotz aller Bemühungen der politischen Akteure war es nicht mehr möglich, die bestehenden Planungen noch zu verändern.
Ziel der Bezirksvertretung, der Agenda-Gruppe, des Sanierungsbeirates und des Bürgervereins war es, eine dreiseitige Straßenführung um den Platz herum zu verhindern. Diese Straßenführung ist mittlerweile erforderlich, da sowohl die Betreiber des Neptunbades als auch die Investoren des entstehenden Neubaus Venloer Straße/Neptunstraße eine eigene Tiefgarage mit eigener Zufahrt nachweisen müssen. Dies, obwohl eine städtische Tiefgarage mit privatwirtschaftlichem Betreiber besteht - aber nie ausgelastet ist!
Eine Anbindung neuer Tiefgaragenplätze an diese bestehende städtische Tiefgarage war aus Gründen der Sicherheit und aus Kostengründen für die Investoren und für die Stadt nicht tragbar. Nun wird der Neptunplatz, von drei Seiten von einer Fahrbahn umgeben, über die die Fahrzeuge zu den jeweiligen Stellplätzen fahren werden. Es wird sich zeigen, ob demnächst ein Schilderwald die Zufahrten zu den jeweiligen Tiefgaragen weisen wird und der Platz selbst gegebenenfalls nur noch über Fußgängerampeln erreichbar ist.
Deutlich wurde in diesem gesamten Prozess, wie die Stadtverwaltung die politischen Gremien der Selbstverwaltung umgangen hat dadurch dass Beschlüsse der Bezirksvertretung nicht ernst genommen und dieser Informationen zum Teil verspätet oder gar nicht erteilt wurden – in diesem Falle die Information über die bereits erteilten Baugenehmigungen. Dem Einsatz der Fraktion der Ehrenfelder Grünen war es zu verdanken, dass die städtischen Entscheidungen wenigstens noch ans Tageslicht kamen. Zu ändern ist nun an der Baugenehmigung nichts mehr.
Dem ersten K.o. für die Agenda-Gruppe folgte eine intensive interne Diskussion über die neuen Zielvorstellungen der eigenen Arbeit, der Frage nach den Möglichkeiten und Perspektiven einer Gruppe außerhalb politischer Gremien. Dieser Reflexionsprozess hat neue Kräfte der Engagierten freigesetzt. Es geht darum, sich mit neuen Idee an der weiteren Gestaltung des Stadtteillebens zu beteiligen und die Grundsätze der Agenda 21 weiterhin in die Öffentlichkeit zu tragen.
Menschenbegegnung - Anlässe schaffen
Noch immer steht der Neptunplatz im Focus der Aufmerksamkeit! Ein Ziel der Agenda-Gruppe Ehrenfelds ist es, gemeinsam mit den Investoren ein Konzept zu entwickeln, das für eine intensive Belebung das Platzes auch außerhalb der Marktzeiten sorgt - zum Beispiel durch einen Ehrenfelder Sommer!
Der Neptunplatz mit seiner eigenwilligen Gestaltung erinnert an eine Bühne. Warum soll dieser Platz nicht auch so genutzt werden?
Hier lassen sich während der späten Nachmittagsstunden im Sommer Veranstaltungen initiieren, die auch von Familien mit Kindern und älteren Menschen besucht werden könnten.
Hier ist der Raum für die verschiedensten Professionellen - wie die Ehrenfelder Theater oder die Rheinische Musikschule - für kleinere Open-Air-Konzerte aber auch für die ehrenamtlich arbeitenden Vereine und Verbände. Hier können sie ihre Leistungen und ihre Arbeit einer breiten Öffentlichkeit präsentieren.
Agenda in Ehrenfeld - man wird gehört
Mittlerweile wird ein lange geplantes Projekt der Interessengemeinschaft der Ehrenfelder Geschäftsleute realisiert. In Zusammenarbeit mit dem Stadtentwicklungsausschuss Kölns und den Ehrenfeldern wurde ein externes Unternehmen mit der Aufgabe betraut, ein Konzept zum Stadtteilmarketing zu entwickeln und durchzuführen. Dazu werden die verschiedenen Gruppen Ehrenfelds zur aktiven Mitarbeit aufgefordert. Eine Vertreterin der Agenda-Gruppe Ehrenfeld wurde in den Lenkungsausschuss berufen. Das bietet die Möglichkeit, direkt die Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung in die weiteren Prozesse im Stadtteil einfließen zu lassen.
Brigitta von Bülow, Hanser Brandt - v. Bülow, Lenaustr. 3, 50825 Köln
Tel/ F . 554171, EMail:buelow@netcologne.de
Friederike Rausch, Christianstr. 56, 50825 Köln, Tel.: 54 43 17