Interkulturelle Gärten
Deutschland ist Einwanderungsland. Die Millionenstadt Köln spiegelt diese bunte Vielfalt besonders deutlich wieder. Aber selbst hier bleiben häufig genug Ansprüche und gute Vorsätze für eine internationale Gemeinschaft hinter den Realitäten zurück. Damit Integration nicht nur eine Leerformel bleibt, die einzelnen Kulturen in Austausch treten, voneinander lernen, sich gegenseitig anregen und bereichern können, braucht es tatkräftige Unterstützung und Projekte, die zum Mitmachen und Nachahmen einladen. Der Brückenschlag zwischen den Kulturen, wie er bei den Internationalen Gärten gewagt wird, zeigt, dass er wesentliches zu einer Orientierung auf eine nachhaltige und zukunftsfähige Entwicklung vor Ort beitragen kann.
Internationale Gärten Göttingen
Die Idee der Internationalen Gärten geht auf ein 1996 begonnenes Projekt aus Göttingen zurück. Seit 1998 organisiert als gemeinnütziger Verein, arbeiten in Göttingen inzwischen 80 Familien aus 19 Ländern in fünf "Internationalen Gärten". Jede Familie bewirtschaftet eine Fläche von etwa 40 qm. Die Mitwirkenden wollen nicht länger am Rande stehen, sondern versuchen, Brücken in die Mitte der Gesellschaft zu bauen. Ein eigenständiger Integrationsansatz setzt auf kulturelle Vielfalt, ökologische Eigenversorgung und transparente Selbstorganisation. Er reflektiert die spezifische Situation von Flüchtlingen, die alles verloren haben und sucht die Kooperation mit lokalen Institutionen. Die Internationalen Gärten in Göttingen haben u.a. den Preis "Der Boden lebt. Neue Umweltbildungskonzepte" des Bundesumweltministeriums gewonnen und sind Bundessieger des Wettbewerbs "Aktive Bürgerschaft". www.internationale-gaerten.de
Netzwerk interkulturelle Gärten
Das erfolgreiche Modell aus Göttingen findet mittlerweile immer mehr Nachahmer in zahlreichen deutschen Städten. Aus der langjährigen Kooperation der Internationalen Gärten Göttingen mit der Münchener Forschungsgesellschaft anstiftung ggmbH ist Anfang 2003 die Stiftung Interkultur hervorgegangen. Die Stiftung listet auf ihrer Internetplattform www.stiftung-interkultur.de über zwanzig interkulturelle Gartenprojekte sowie 40 weitere im Aufbau befindliche Gärten auf. Sie dient als Koordinationsstelle des Ende 2002 konstituierten "Netzwerkes Interkulturelle Gärten" und fördert neue Initiativen in kleinem Umfang z.B. mit der Finanzierung von Gartengeräten.
Interkulturelle Öffnung der Kleingärten
Ebenfalls inspiriert durch die Göttinger Gärten hat in Hannover die Arbeiterwohlfahrt in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung von 2001-2003 das umfangreiche Projekt "Interkulturelle Öffnung des Kleingartenwesens" durchgeführt. Bestandteile waren u.a. statistische Untersuchungen zu Zugewanderten in Kleingartenanlagen, Beratungen von Migranten und Migrantinnen und die Schulungen von Vorständen der Kleingartenvereine bezüglich interkultureller Kompetenz. Langfristiges Ziel ist, die deutlich unterproportionale Nutzung der Kleingärten durch Zugewanderte von derzeit ca. 7,5% auf 15% zu verdoppeln.
Die Situation in Köln
Fast jede/r 5. Kölner Einwohner/in hat einen Migrationshintergrund. Prognoseergebnisse gehen von einem weiter steigenden Anteil aus: verfügten in 2000 19% über solch einen Hintergrund, so werden dies in 2015 bereits 23% sein. Gegenwärtig leben in Köln noch ca. 6000 Menschen in sogenannten Flüchtlings- und Übergangsheimen - viele davon schon sehr lange. Ihre Lebensverhältnisse sind besonders beengt, die Erwerbsarbeitslosigkeit ist besonders hoch. Für diese Gruppe bieten die Internationalen Gärten nach dem Göttinger Modell eine besondere Perspektive.
Erste Aktivitäten des KölnAgenda e.V.
Die besondere Bedeutung von Grün- und Freiflächen für Migranten und Migrantinnen hatte den KölnAgenda e.V. bereits 2000/2001 beschäftigt, ohne das allerdings konkrete Schritte eingeleitet werden konnten. In der zweiten Jahreshälfte 2003 ist der KölnAgenda auf die Göttinger Gärten aufmerksam geworden. Bei ca. 80 Migrantenorganisationen wurde mit einen Fragebogen für die Schaffung Internationaler Gärten in Köln geworben und das Projekt u.a. mit einem Artikel im KölnAgenda Journal Anfang 2004 bekannt gemacht. Mitte 2004 wurden Tassew Shimeles, Jamileh Alidusti und Nadjia Abid von den Internationalen Gärten Göttingen zu einer Informationsveranstaltung in das Internationale Zentrum Groß St. Martin eingeladen, in dessen Folge sich eine Projektgruppe konstituiert hat, die sich einmal im Monat trifft.
Agenda Grün
Seit Herbst 2003 wurden die Thematik regelmäßig in die seit 2001 tagende Gruppe "Agenda Grün" getragen. Dort ist u.a. der Kreisverband Köln der Kleingärtnervereine vertreten, unter dessen Dach 115 Vereine mit 13000 Kleingärtner vereint sind. Hier wurde insbesondere ein Interesse an einer Ansprache von Zugewanderten sowie die Verbesserung der Zugänge zu Kleingärtenangeboten artikuliert. Die Kleingartenanlage Konradter Höhe im Kölner Süden und der Kleingartenverein St. Gereon in Merheim haben bereits einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Zuwanderern. Näheres unter: Themen und Arbeitskreise / Agenda-Grün
Projekt "Interkultureller Garten Köln"
Im April 2004 bildete sich unabhängig vom KölnAgenda e.V. die Projektgruppe "Interkultureller Garten Köln", die begann, einen Garten in Köln aufzubauen. Mit einer Projektskizze und persönlichen Gesprächen wurde der Kontakt zu Kirchen, der Stadt Köln und Flüchtlings- und Migrationsorganisationen hergestellt. Zudem warb die Gruppe bei Politikern um Unterstützung und baute ein Interessentennetzwerk auf. Im Februar 2005 wurde der Verein Interkultureller Garten Köln e.V. gegründet.
Kontakt: www.interkultureller-garten.de.
Kontakt: www.interkultureller-garten.de.